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Betrüger geben sich als Ingenieure auf Bohrinseln aus
Autor: Jochen Meismann
Seit geraumer Zeit haben sich Betrüger im Internet darauf spezialisiert, die Identität anderer Personen anzunehmen. Eine besonders erfolgreiche Betrugs-Masche: Ingenieur auf Bohrinsel.
Die Täter nehmen online Kontakt zu Frauen auf, um sie um ihr Geld zu bringen. Hier erfahren Sie, wie die Masche mit dem angeblichen Rig-Ingenieur funktioniert.
Schauplatz: Die Bohrinsel auf offener See
Wenn Sie als Frau im Internet aktiv sind, ist es nur eine Frage der Zeit, bis Sie eine Nachricht von einem unbekannten Mann erhalten. Egal, ob Sie auf Plattformen wie Facebook, Instagram, LOVOO, X, Finya oder Partnerbörsen unterwegs sind – Kontaktanfragen gehören dazu. Schließlich ist das oft der Grund, warum man online präsent ist.
Doch nicht alle Anfragen sind echt. Viele stammen von Fake-Profilen, die von Personen erstellt wurden, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Diese Personen stehlen Fotos, erfinden Namen und schreiben massenhaft Frauen an.
So geht der Betrüger vor
Das Profilbild zeigt einen attraktiven Mann, der die Aufmerksamkeit der Empfängerin weckt. Wer von ihm angeschrieben wird, löscht die Nachricht oft nicht sofort – ohne zu ahnen, dass sich dahinter ein Liebesbetrüger verbirgt.
Er schreibt entweder auf Englisch oder in einem merkwürdigen Deutsch, das offensichtlich aus einem Übersetzungsprogramm stammt. Dabei gibt es vor, als Ingenieur auf einer Bohrinsel zu arbeiten. Er behauptet, selbstständiger Unternehmer (Rig-Ingenieur) zu sein und auf einer Bohrplattform tätig zu sein, um bei der Ölförderung zu helfen.
Mal erzählt er, die Bohrinsel befinde sich in der Nordsee, mal im Golf von Mexiko, vor der Küste Dubais, in der Nähe von Norwegen, im Mittelmeer oder sogar vor Australien.
Schon nach kurzer Zeit bittet er darum, den Chat über Google Chat, WhatsApp oder per E-Mail fortzusetzen. Warum er das tut, erfahren Sie im Artikel Betrugsmasche Google Chat.
Er ist Witwer oder geschieden
Der angebliche Bohringenieur gibt vor, entweder Witwer oder schon lange geschieden zu sein. Seine Eltern sind entweder verstorben oder dement in einem Pflegeheim untergebracht. Geschwister hat er keine, dafür aber ein junges Kind, das in einem Internat oder bei einer Nanny lebt.
Er behauptet, aus einem fernen Land wie den USA oder Kanada zu stammen, manchmal gibt er sich auch als Deutscher aus. Dann erzählt er, wie einsam er sei und dass er auf der Suche nach der perfekten Frau fürs Leben ist. Und siehe da: Die Frau, mit der er schreibt, entspricht genau seinen Vorstellungen.
Er schreibt ihr täglich mehrmals, und die Nachrichten werden immer vertrauter. Schon nach kurzer Zeit „verliebt“ er sich in sie. Er überschüttet sie mit romantischen Nachrichten, Liebesgedichten und Links zu YouTube-Videos. Gelegentlich erhält sie sogar Blumen oder kleine Geschenke per Post.
Dann wird er schnell konkret: Er spricht von einer gemeinsamen Zukunft und drängt auf eine engere Bindung.
Es passiert etwas auf der Oil Rig (Bohrplattform)
Die Betrüger nutzen gerne die Geschichte einer gesperrten Kreditkarte, um ihr Opfer in die Falle zu locken. Ein typisches Szenario: Weil er seiner Angebeteten Blumen geschickt hat, kam es angeblich zu einem Hackerangriff beim Händler. Aus Sicherheitsgründen wurden daraufhin alle Kreditkarten der Kunden gesperrt – und so auch seine.
Was für ein Pech! Nun steht er plötzlich ohne finanzielle Mittel da. Da er auf einer Bohrinsel arbeitet, ist es schwierig, ihm eine neue Kreditkarte zuzuschicken. Zudem dauert es angeblich mehrere Tage, bis diese geprägt und versendet wird.
Doch ausgerechnet jetzt kommt es zu einem Notfall auf der Bohrinsel. Er muss dringend Material und Werkzeug bestellen, um seine Arbeit fortzusetzen. Ohne seine Kreditkarte kann er die Lieferung jedoch nicht bezahlen.
Und solange er das Projekt nicht abschließt, kann er die Bohrinsel nicht verlassen – und seine Angebetete nicht in die Arme nehmen.
Ingenieur auf Bohrinsel: Es ist alles eine große Lüge
Er behauptet, nach Abschluss seines Jobs eine große Prämie zu erhalten – aber nur, wenn er termingerecht fertig wird. Doch nun ist das Projekt in Gefahr, weil seine Kreditkarte gesperrt ist und er dringend benötigte Materialien nicht bezahlen kann.
Angeblich möchte er gerne einen Videochat führen, um Vertrauen zu schaffen. Doch aus „technischen Gründen“ funktioniert es nicht richtig: Entweder gibt es kein Bild, oder es ist nur für wenige Sekunden zu sehen – manchmal nur ein Standbild. Natürlich ist so keine normale Unterhaltung möglich, und man kann ihn nicht klar erkennen.
Er klingt verzweifelt und bittet die Frau, die er angeblich liebt, um finanzielle Hilfe. Er betont, dass es sich nur um ein Darlehen handelt, das er so schnell wie möglich zurückzahlen wird. Schließlich will er seine Prämie erhalten und endlich zu ihr kommen.
Doch der einzige Haken an der ganzen Geschichte: Nichts davon ist wahr. Jedes Wort ist erfunden, um das Opfer zur Geldüberweisung zu bewegen.
Geld soll kurzfristig transferiert werden
Um die angebliche Notsituation zu lösen, bittet er darum, das Geld direkt an seinen Lieferanten zu senden. Dies soll entweder auf ein Konto, das oft im Ausland ist, oder per Bargeldtransfer erfolgen. Dafür schlägt er Dienste wie Moneygram oder Western Union vor.
Er drängt auf eine schnellstmögliche Überweisung, damit er seine Arbeit abschließen und endlich zu seiner Angebeteten kommen kann.
Hat das Opfer einmal gezahlt, folgt oft das nächste Problem. Plötzlich braucht er wieder Geld – und dann noch mehr. Doch alles ist gelogen. Die gesamte Geschichte ist frei erfunden.
Die Realität auf Bohrinseln
Darf man auf einer Bohrinsel telefonieren? Tatsächlich gibt es auf allen Bohrinseln gute Internetverbindungen und Telefonanschlüsse. Videochats sind problemlos möglich. Zwar müssen Arbeiter während des Aufbaus oft ihre Handys abgeben, um Messgeräte nicht zu stören, doch in den Wohnbereichen ist Telefonieren jederzeit möglich.
Alle Bohrinseln verfügen über ihre eigenen Materialien und Werkzeuge. Ein Ingenieur muss keine eigenen Geräte mitbringen oder bestellen. Die gesamte Geschichte ist also nicht nur unglaubwürdig, sondern auch technisch unrealistisch.
So schützen Sie sich vor Betrug
- Überweisen Sie niemals Geld an Unbekannte.
- Schicken Sie nie einem Unbekannten Nacktfotos, mit denen er Sie später erpressen könnte (Sextortion).
- Senden Sie ihm keine Kopie Ihres Ausweises.
- Schicken Sie ihm keine Nummern von iTunes Karten (so läuft die Masche mit den iTunes Karten).
- Lassen Sie es nicht zu, dass jemand Geld auf Ihr Konto überweist, das Sie weiterleiten sollen. Sie sind dann unabsichtlich Finanzagent, was strafbar sein kann.
- Wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie Love Scamming Anzeichen bemerkt haben, wenden Sie sich für eine Überprüfung der Person an uns.
Ermittlungen und rechtliche Maßnahmen gegen Betrüger
Spezialisierte Ermittler spielen eine entscheidende Rolle bei der Aufklärung von Betrugsfällen. Opfer sollten schnell handeln, um Beweise zu sichern und den Vorfall bei den zuständigen Behörden zu melden. In manchen Fällen trägt eine frühzeitige Ermittlung dazu bei, Geldflüsse nachzuverfolgen und gegebenenfalls Rückbuchungen zu veranlassen.
Polizei und Finanzinstitute arbeiten auf Basis des Detektivberichts zusammen, um betrügerische Transaktionen zu stoppen, doch der Erfolg hängt von der Schnelligkeit der Meldung ab. Neben strafrechtlichen Konsequenzen für die Täter sind auch zivilrechtliche Schritte denkbar, um finanzielle Verluste zu minimieren.
Finanzieller Schaden durch Betrug
Die finanziellen Verluste durch die Betrugsmasche „Ingenieur auf einer Bohrinsel“ sind in vielen Fällen enorm und können von einigen Tausend bis hin zu sechsstelligen Beträgen reichen. Viele Opfer überweisen ihr gesamtes Erspartes in der Hoffnung, einer vermeintlichen Notlage zu helfen und erleiden so finanzielle Einbußen.
In dokumentierten Fällen wurden Betroffene dazu gebracht, über 100.000 Euro oder mehr an die Betrüger zu senden. Insgesamt verursachen solche Betrugsmaschen weltweit Schäden in Millionenhöhe.
Psychische Auswirkungen auf die Opfer
Neben dem finanziellen Schaden leiden viele Opfer unter schwerwiegenden emotionalen und psychischen Folgen. Scham, Schuldgefühle und Selbstzweifel sind weit verbreitet. Viele entwickeln Angstzustände oder depressive Verstimmungen, da das Vertrauen in andere Menschen zutiefst erschüttert wurde.
Der plötzliche Zusammenbruch der vermeintlichen Beziehung führt oft zu Lethargie und sozialem Rückzug. Bedenken Sie: Sie sind nicht allein, und Hilfe ist verfügbar.
Warnungen und Prävention
Polizei und Behörden warnen regelmäßig vor Betrugsmaschen wie dem „Love-Scamming“. Um sich zu schützen, sollten Online-Bekanntschaften stets kritisch hinterfragt werden. Misstrauen ist geboten, wenn eine Person frühzeitig intensive Gefühle äußert, persönliche oder finanzielle Probleme schildert oder Geld fordert.
Auf unserer Webseite finden Sie wertvolle Tipps, um Betrüger zu entlarven. Wer verdächtige Aktivitäten bemerkt, sollte umgehend reagieren und bei einem Verdacht unseren Rat einholen.
Haben Sie Zweifel an Ihrem Chatpartner auf der Bohrinsel?
Wissen Sie nicht, ob Ihr Chatpartner echt ist? Unsere Detektive helfen Ihnen, die Wahrheit herauszufinden – ob es sich um einen Betrug handelt oder nicht. Kontaktieren Sie uns, um sich vor finanziellen und emotionalen Schäden zu schützen.
Nicht nur ein Bohrinsel Fake ist eine gefährliche Masche. Diese Artikel könnten Sie interessieren: